Die Rakete
1927
Eine Zeitschrift namens “Die Rakete” Johannes Winkler hatte hin und wieder religiös motiverte Texte in kirchlichen Mitteilungsblättern veröffentlicht. Ab 1927 erschienen Artikel von ihm zu Raumfahrt-Themen in der “Deutschen Jugendzeitung” ein kirchennahes Magazin, dessen Herausgeber er war. Mit der Ausgabe vom 15. April 1927 ging Winkler mutig einen Schritt weiter. Er teilte den Lesern mit, er werde seine Publikation umbennen. Der neue Titel “Die Rakete” war natürlich ein Bezug auf das Buch von Hermann Oberth. Die erste Ausgabe der “Rakete” erschien am 15. Juli 1927. Damit hatte Johannes Winkler die weltweit erste Zeitschrift für Raketentechnik und Weltraumfahrt gegründet. Winklers Versuche zur Flüssigkeitsrakete Der Wunschpartner für deutsche Raketenforscher war der Junkers-Flugzeugbau in Dessau. Das Unternehmen produzierte erfolgreich Ganzmetall-Flugzeuge und exportierte diese in alle Welt. Ab September 1929 arbeitete Winkler bei Junkers an der Schaffung von Starthilferaketen. Geheimnisvoll verlautbarte er, dass er die Arbeit an Raketen bei einem großen Unternehmen aufgenommen habe, aber weder den Namen der Firma noch das Ziel seiner Arbeit nennen dürfe. Bei Junkers hatte man sich schon seit 1925 (erfolglos) an Starthilferaketen versucht. Max Valier hatte die Firma in diesem Jahr auf den Raketenantrieb aufmerksam gemacht, galt aber nicht als seriöser Forscher. Als Autor von Fachartikeln in der “Rakete” hatte sich dagegen Winkler offenbar für die Arbeit bei Junkers empfohlen. Junkers steckte zu dieser Zeit aber in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten. So konnte Winkler nur auf bescheidene Mittel als Anhängsel an die Junkers-Motorenentwicklung zurückgreifen. Etwa ein Jahr lang befasste sich Winkler mit Grundlagenversuchen und führte Brenntests mit Benzin und Flüssigsauerstoff durch. Schübe von 20 kp, gelegentlich sogar 50 kp wurden erreicht. Bis März 1931 arbeitet er danach an einem Starthilfe- Triebwerk mit 250 kp Zielschub und lagerfähigen Treibstoffen. Sein Ziel war ja aber nicht ein Starthilfeaggregat, sondern eine fliegende Rakete. Mit finanzieller Unterstützung durch den Fabrikanten Hugo Hückel begann Johannes Winkler ab dem Sommer 1930 mit privaten Versuchen. Er mietete eine kleine Werkstatt an und beschäftigte einen Mechaniker namens Richard Baumann. Die HW1 fliegt Seine erste Rakete, HW1 (Hückel-Winkler 1) war mehr ein fliegendes Testgerät. Das Triebwerk war oben zwischen drei Tankröhren angebracht. Winkler übernahm hier den Irrtum Oberths und des Raketenflugplatzes (und Robert Goddards) von der angeblichen Selbststabilisierung von Kopfbrennern. Schon frühzeitig scheint Winkler auch den Kontakt zum Militär gesucht zu haben. Der Start erfolgte auf einem Militär- gelände bei Dessau-Großkühnau. Auf Fotos ist mindestens ein Reichswehrangehöriger in Uniform an der HW1 zu sehen. Beim ersten Startversuch am 21. Februar 1931 flog die HW1 gerade drei Meter hoch. Nach einigen Verbesserungsarbeiten legte die HW1 am 14. März 1931 etwa 200 Meter Flugstrecke zurück, die erreichte Höhe wurde auf 60 Meter geschätzt. Stolz veröffentlichte Winkler seinen Erfolg “als Geburts- stunde der Rakete” in Unkenntnis der Versuche von Robert Goddard in den USA ab dem 16. März 1926, der seine Flüge geheim gehalten hatte. Zwar hatte Winkler in der letzten “Rakete” vom Dezember 1929 mitgeteilt, es sei “wenn auch nicht öffentlich” eine Rakete für flüssige Treibstoffe gestartet worden. Dabei kann es sich nur um einen Bezug auf die Mitteilung von Max Valier über die beiden im April 1929 von Friedrich-Wilhelm Sander mit Unterstützung durch Fritz von Opel gestarteten Flüssigkeitsraketen handeln. Vermutlich hatte Winkler 1931 mittlerweile Zweifel an den Flügen, da weder von Opel, noch Sander irgendwelche Informationen herausgaben. So musste Winkler an den weltersten Flug einer Flüssigkeitsrakete glauben. Da hier aber unabhängige Zeugen vor Ort waren, handelte es sich mit Sicherheit um den ersten öffentlich bekannt gewordenen Flug einer Flüssigkeitsrakete. Ein Kamerateam der Wochenschau war anwesend, doch die Aufnahmen wurden nicht in den Kinos gezeigt, da sie vermutlich nicht spektakulär genug waren. Eine geänderte Ausführung seiner Rakete mit schräg stehenden Flossen nannte Winkler HW1a. Am 7. März 1931 bei Junkers ausgeschieden, besuchte Professor Hugo Junkers mit seiner Tochter dennoch persönlich den Start der HW1a im April 1931, die leicht rotierend genau senkrecht 90 m aufstieg. Johannes Winkler machte sich anschließend an den Bau einer anspruchsvollen Höhenforschungsrakete, seiner HW2. Links: Die bisher in der “Deutschen Jugendzeitung” erschienenen Raumfahrtartikel wurden in einem Ergänzugsheft zusammengefaßt. Mit der Nummer “Die Rakete” vom 15. Juli 1927 wurde die erste Raumfahrtzeitschrift der Welt veröffentlicht.

