Mein Weg der Malerei

ca. 1928
Über sich selbst, oder in diesem Falle über die eigene Kunst zu sprechen, ist eine schwierige Angelegenheit, denn objektiv zu sein ist im allgemeinen kaum möglich, überhaupt sich selbst gegenüber.

[...] Damals im Jahre 1916, es war in Ascona bei Locarno am Lago Maggiore, malte ich expressionistisch, wie man es nannte. Ich hatte Matisse und Munch gesehen, auch van Gogh hatte stark auf mich gewirkt. Eggeling gefiel meine Landschaft als Malerei, aber er fand die Komposition schlecht und zwar darum, weil jeder dominante Punkt fehlte. Die Sonnenflecke hoben das Dominierende irgend eines Teiles auf. Eine gute Komposition, sagte Eggeling, müsse eine oder einige Stellen hervorheben und überbetonen und die anderen unterordnen, sodass das Auge des Beschauers sofort durch die dominierende Stelle gefesselt wird. Diese dominierende Stelle ist gewissermassen der Halt oder die Basis der Komposition. Dahin strömen alle Kräfte und von dort aus werden sie geordnet. Meine Schreiberei, die mir gewissermassen eine Zuflucht wurde, beschäftigte sich mit den Fragen nach den Ursachen der Konflikte zwischen Menschen und Völker und ich erkannte, dass der Drang des Einzelnen oder der Völker sich den anderen gegenüber zu überordnen, sich als wichtiger zu betrachten, eine der Hauptursachen der Konflikte ist. Ich erkannte, dass die Natur solche Unterschiede nicht macht, indem sie sich ebenso eingehend und erschöpfend mit einem Schmetterling z.B. wie mit einem Stern beschäftigt. Ich erkannte, dass sowohl der Schmetterling wie auch der Stern der Kausalität unterworfen ist und dass die Kausalität keine
Unterschiede von wichtig oder nicht wichtig macht. [...]

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2025-02-19 18:14:07
Arthur Segal
23.06.1944 in London
Arthur Segal
ein rumänischer Maler, zusammen mit den nach Ascona gekommenen Dadaisten beteiligte er sich an den Ausstellungen des Cabaret Voltaire in Zürich. 1937 wurden in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Stadtbesitz von Berlin, dem zur Nationalgalerie Berlin gehörenden Kronprinzen-Palais, dem Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig, dem Museum für Kunst und Heimatgeschichte Erfurt, dem Kunstverein Jena, dem Museum der bildenden Künste Leipzig und der Städtischen Kunsthalle Mannheim nachweislich neun Bilder Segals beschlagnahmt. Einige wurden danach in den Propaganda-Ausstellungen „Der ewige Jude“ und „Entartete Kunst“ gezeigt, einige vernichtet.


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