Doktor Faustus

1947
Doktor Faustus. Das Leben des deutschen Tonsetzers Adrian Leverkühn, erzählt von einem Freunde ist der Titel eines 1947[1] publizierten Romans von Thomas Mann. Der Altphilologe Zeitblom verfasst 1943–1945 die Biographie seines hochbegabten, existenziell gefährdeten Freundes Leverkühn: Seine Schul- und Studienzeit um die Jahrhundertwende, sein Wechsel von der Theologie zur Musik und seine Versuche, durch dämonische Infizierung seine Kreativität zu steigern und unharmonische Kompositionsverfahren als Ausdruck der neuen Zeit zu erfinden, den Wesenskern des Menschen zu erfassen und zu gestalten, bis seine Krankheit 1940 zu seinem Tod führt.

Thomas Manns vielschichtiges Werk ist vordergründig ein an den, von Goethe exemplarisch geprägten, Faust-Mythos anknüpfender Künstlerroman, aber zugleich ein Roman über das Medium der Musik und ein kunsttheoretischer Essay. V. a. ist es ein Zeit- bzw. Epochen-Roman, ein Münchener Gesellschaftsroman und eine Lebensbeichte. In Verbindung dieser Aspekte gestaltete der Autor sein Hauptthema: den „katastrophale[n] Rückfall des hoch- und überentwickelten Geistes in archaische Primitivität“ als individueller und gleichzeitig überpersönlicher, historisch-politischer Prozess, der zur Zeit des Nationalsozialismus eskalierte.

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2025-05-24 11:39:23
Thomas Mann
12.8.1955 in Zürich
Thomas Mann
ein deutscher Schriftsteller und einer der bedeutendsten Erzähler des 20. Jahrhunderts. Er wurde 1929 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Dem 1901 erschienenen ersten Roman Buddenbrooks folgten Novellen und Erzählungen wie Tonio Kröger, Tristan und Der Tod in Venedig. Der 1924 veröffentlichte Roman Der Zauberberg, mit dem er die Tradition des europäischen Bildungsromans fortführte, zeigt Manns Gestaltungskunst: Der Erzähler wahrt eine skeptisch-ironische Distanz zu den Figuren, typische Konstellationen[1] kehren leitmotivisch wieder, und es herrscht ein syntaktisch komplexer, anspruchsvoller Stil. Diese Merkmale prägen auch die folgenden Veröffentlichungen, unter denen die Novelle Mario und der Zauberer, die Romantetralogie Joseph und seine Brüder sowie das Spätwerk Doktor Faustus hervorzuheben sind. Weithin Beachtung fanden auch seine Essays und Stellungnahmen zu aktuellen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Fragen. Stand er der westlichen Demokratie zunächst skeptisch gegenüber, wandelte er sich zu Beginn der 1920er Jahre zu einem überzeugten Verteidiger der Weimarer Republik. Während der nationalsozialistischen Herrschaft emigrierte er 1933 in die Schweiz und 1938 in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 1944 annahm. Von 1952 bis zu seinem Tod lebte er wieder in der Schweiz.


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