Die Schlafwandler

1932
In der Romantrilogie Die Schlafwandler (1930/32) stellte er den Zerfall der Werte und der Persönlichkeit dar. Broch zeigt typische Reaktionen auf den Religions- und Sinnverlust der modernen Gesellschaft. Im ersten Teil der Trilogie (Pasenow oder die Romantik) wird die romantisch-nostalgische Sicht (bei Leugnung der faktischen Realität) gestaltet; im zweiten Teil (Esch oder die Anarchie) taumelt der Held orientierungslos von einem Wertesystem ins andere, ohne für seine religiösen Sehnsüchte einen Halt finden zu können; der dritte Teil (Huguenau oder die Sachlichkeit) führt ein sachlich-zynisches Verhalten vor Augen: alle Wertsysteme werden der obersten Maxime des kommerziellen Gewinns untergeordnet. Das Buch gehört zu den wichtigsten Werken des europäischen modernen Romans und wird oft in eine Reihe gestellt mit Joyce’ Ulysses, Heinrich Manns Kaiserreich-Trilogie, Thomas Manns Zauberberg, Döblins Berlin Alexanderplatz, Musils Mann ohne Eigenschaften, Dos Passos Manhattan Transfer und Gides Les Faux-monnayeurs. Es ist in seinem Anspielungsreichtum, seiner Vielschichtigkeit und dichterischen Symbolstärke immer wieder eine Herausforderung für die Interpreten. Galt der Roman, der Brochs erfolgreichstes und international verbreitetstes Werk ist, lange Zeit als typisches Buch der Klassischen Moderne, so betont die jüngere Forschung zunehmend auch die Anklänge an postmoderne Schreibweisen.

Verknoten & Verknüpfen

2025-04-25 03:05:53
Hermann Broch
30.05.1951 in New Haven, Connecticut
Hermann Broch
ein österreichischer Schriftsteller. Mit der Romantrilogie Die Schlafwandler zum Zerfall der Werte und der Persönlichkeit verfasste er Anfang der 1930er-Jahre eines der wichtigsten Werke des europäischen modernen Romans. In der Emigration setzte sich Broch mit politischen Themen wie Menschenrechten, Totalitarismus und Ökonomismus auseinander, die er „Totalwirtschaft“ nannte.


saved
error
removed